Über mich

Startseite arrow Tipps & Tricks arrow Was ist Barrierefreiheit?

Was ist Barrierefreiheit?

Mittwoch, 27. August 2008
Geschrieben von Armin Vieweg
Wie im richtigen Leben gibt es auch auf Internetseiten diverse, mögliche Barrieren die vor allem behinderte Menschen daran hindert die Internetseite im vollen Umfang nutzen zu können. Dem entgegenzuwirken bezeichnet man als Barrierefreiheit.

Vielleicht ist es Euch mal aufgefallen – in jedem öffentlichen Gebäude haben auch Rollstuhlfahrer die Möglichkeit ohne Probleme hineinzukommen. Sei es durch eine schiefe Ebene neben einer Treppe oder einem Aufzug. Man schafft Möglichkeiten allen Menschen in jeder erdenklichen Situation die Freiheit zu geben sich in öffentlichen Gebäuden zu bewegen.


Eingeschränkte Voraussetzungen

Um sich bewusst zu werden, was eine Barriere auf einer Internetseite ist, muss man wissen welche Einschränkungen die Besucher mitbringen können. Hauptsächlich sehbehinderte oder sogar blinde Menschen sind hier die Zielgruppe auf die gesondert geachtet wird. Es gibt aber auch noch weitere Behinderungen die Berücksichtigt werden – beispielsweise Einschränkungen im Bedienen von Eingabegeräten (wie Tastatur oder Maus).

Wegen der Vielzahl an Variationen von Behinderungen  kann man niemals sagen, dass eine Internetseite vollkommen barrierefrei wäre. Das ist sie nämlich nur zu einem gewissen Grad. Eine perfekte Website, für alle Menschen gibt es nicht.



Vorhandene Lösungen für Behinderte
Der Weg von den Inhalten der Internetseite bis zu den Aufnahmeorganen des Menschen ist lang und dazwischen gibt es einige Stationen, die alle unabhängig von einander versucht haben, behinderten Menschen das Leben mit dem Internet zu erleichtern.

Instrumente am Menschen
Hörgeräte, Brillen und Protesen ermöglichen es geschädigte Körperteile zu ersetzen oder zu ergänzen. Fast jeder Mensch bekommt im Alter eine kleine Sehbehinderung, die sich aber mit einer Lesebrille wieder ausgleichen lässt. Also noch bevor wir überhaupt in der Nähe des Computers kommen, gibt es schon Wege Behinderungen entgegenzuwirken.

Spezielle Hardware
Die Firma BAUM Retec AG (www.baum.de) beispielsweise verdient ihr täglich Brot mit Apparaturen die behinderten Menschen helfen sollen. Es gibt beispielsweise ein Gerät, auf das taubstumme Menschen ihre Hände legen können um so die Inhalte im Internet in Blindenschrift zu lesen (Braille).

Das Betriebssystem
Auch bspw. Windows selbst hat schon immer Tools und Helferlein dabei gehabt um behinterten Menschen zu helfen. So gibt es beispielsweise die Bildschirmlupe, die Eingabetastatur für den Desktop, und natürlich kann man auch Windows intern die Schriften und –größen den eigenen Wünschen anpassen.

Zusätzliche Software
Es gibt darüberhinaus noch viele weitere Software die entwickelt worden ist um den Umgang mit dem PC zu erleichtern. Spracherkennungssoftware zum Beispiel, die anhand von Worten den kompletten PC steuern lässt, ferner lässt sich damit auch ein kompletter Brief verfassen. Software die Text vorliest, also das genaue Gegenteil – eine Stimme liest vor, was auf dem Bildschirm steht. Diese Software wird immer ausgereifter und hilft nicht nur behinderten Menschen weiter.

Einstellungen im Browser

Unabhängig vom Betriebssystem kann man natürlich auch den Browser beliebig einstellen. So konnte man früher die Schriftgröße einer Internetseite ändern, heute kann man auch die komplette Website (mit Bildern und sonstigen Elementen) zoomen. Man kann die Internetseiten mit eigenen Stylesheets versehen, so dass sie immer gleich aussehen oder das CSS der Website komplett abschalten.

Die Internetseite selbst

Alles was bis zu diesem Punkt einfließt sollte berücksichtigt werden bei der Barrierefreiheit. Das macht dieses Thema auch so unendlich komplex und für die meisten Webdesigner sehr unangenehm.

Die Frage ist auch auf welchen Standpunkt man sich begibt: Geht man davon aus, dass die meisten behinderten Menschen entsprechende Maßnahmen bereits eingeleitet haben um im Internet unterwegs zu sein oder erwartet man gar nichts vom Besucher und versucht so viel wie Möglich ab zu decken.
Ohne studiert zu haben oder selbst in der misslichen Lage zu sein möchte ich behaupten, dass ein gesundes Mittelmaß eine annähernd optimale Lösung darstellen dürfte.

z.B. Unser Land stellt auch keine riesen Schilder auf die Straßen, weil sie davon ausgehen, dass Sehbehinderte keine Brille tragen.



Konkrete Barrierefreiheit

Auf die technische Umsetzung bezogen, beim Erstellen von barrierefreien Internetseiten, würde ich folgende Punkte auf jeden Fall beachten:
  1. Das Design der Seite sollte klar und einfach strukturiert sein. Klassische Navigationselemente sollten verwendet werden, damit der Besucher sich nicht auf komplett neue Begebenheiten einstellen muss.

  2. Man sollte darauf achten, dass der Kontrast der Website sehr hoch ist. Nicht so viel mit Farben oder verschiedenen Schriften spielen. Eine klare und sich wiederholende CI (Corporate Identity) sorgt nicht nur für professionelleres Auftreten sondern auch für Barrierefreieheit. Der beste Kontrast ist schwarz auf weiß, je mehr man davon abweicht, desto schwieriger wird es die Website zu lesen.

  3. Da durchaus Software zum Einsatz kommen kann die der Besucher verwendet um die Website für sich aufzubereiten, sollte man die technischen Voraussetzungen so gering wie möglich halten. Flash, JavaScript, Java-Applets machen solchen Programmen das Leben schwer – und damit auch dem Besucher.

  4. Links sollten aussagekräftig (verbos) sein: "Für rote Autos klicken Sie hier."
    In diesem Beispiel sollte "rote Autos" verlinkt sein und nicht wie man es so oft findet das Wort "hier". Damit kommt man ebenfalls entsprechender Software entgegen.

  5. Einheitliche Standards (W3C) sind ebenfalls sehr wichtig für die Barrierefreiheit. Je mehr man davon abweicht, desto mehr Barrieren gibt es.

  6. Man sollte für alle Links, Bilder und sonstige Elemente das ALT, bzw. das TITLE-Attribut verwenden. Das Alt-Attribut bei Bildern kann von entsprechenden Programmen vorgelesen werden, das Bild selbst nicht.

  7. Strikte Trennung Layout und Inhalt ist ebenfalls ein Muss. Der Besucher sollte im Quellcode nicht mehr vorfinden als die Navigation, die eigentlichen Inhalte und ggf. weitere Elemente die das Navigieren auf der Website vereinfachen (wie z.B. Breadcrump).

Fazit
Das Thema Barrierefreiheit ist schwierig und vor allem sehr umfangreich. Hat man die obrigen Punkte erfüllt, hat man schon viel für behinderte Menschen getan – auf jeden Fall mehr als die erschreckende Mehrzahl aller Internetseiten in Deutschland.



  Kommentare (2)
 1 Geschrieben von: Rainer, am 25.09.2008 um 08:46
Denk mal Barrierefreiheit etwas weiter und sieh "Behinderung" als (manchmal auch vorübergehende) Einschränkung. Dann sind Rampen im Rathaus auch für Kinderwagen-Schieber sinnvoll. Und gut sichtbare, sowie gut zu treffende Links sind auch für Menschen besser zu benutzen, die  
- gerade ein Kleinkind auf dem Schoß haben und schnell was online bestellen wollen 
- nach schwerer Partynacht was für's Studium recherchieren müssen 
- am Ende eines langen Arbeitstages mit Mitte 40 und ohne Lesebrille noch schnell was für den Boss im Web erledigen müssen 
- auf kleinen Handy-Displays mobil unterwegs im Web sind 
 
Und alle sind nicht behindert im Sinne des Gesetzes. Trotzdem profitieren auch sie von Barrierefreiheit/-armut.
 2 Geschrieben von: Armin Vieweg, am 25.09.2008 um 09:43
Hi Rainer, 
das stimmt schon, dennoch sind alle Personen in Deinen Beispielen in irgendeiner Form behindert. Sei es durch den Kater, dem Kind auf den Schoß oder sonstiges. 
 
Die Behinderung muss natürlich nicht gezwungener Maßen aus körperlichen Unzulänglichkeiten her rühren. 
 
Aber ich finde es gut, dass Du das nochmal erwähnt hast! 
 
Gruß 
Armin
 
< Zurück   Weiter >